Die Relevanz einer Brand Voice in Screenreaders im Zuge des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG)

Mit der Einführung des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) in Deutschland, das ab dem 28. Juni 2025 umfassend gilt, wird die digitale Zugänglichkeit für Unternehmen zu einer rechtlichen Notwendigkeit. Dieses Gesetz, Teil der Umsetzung der EU-Richtlinie über die Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen, zielt darauf ab, die Nutzung digitaler Angebote für Menschen mit Behinderungen zu vereinfachen. Eine Schlüsseltechnologie in diesem Kontext sind Screenreader, die Textinhalte von Webseiten in Sprache umwandeln und so Nutzern mit Sehbehinderungen die Navigation und Interaktion ermöglichen. In diesem Zusammenhang gewinnt die Brand Voice, also der charakteristische sprachliche Ausdruck einer Marke, an besonderer Bedeutung.

Eine kurze Klärung der Begriffe:

Bei einer »Brand Voice« gehen wir von dem gesprochenen Wort (zum Beispiel durch eine echte menschliche Stimme oder eine künstlich erzeugte). Im Unterschied dazu ist bei einer »Tone of Voice« die geschrieben Charakteristik gemeint. 

Die Bedeutung von Tone of Voice & Brand Voice für Screenreader-Nutzende

 

Die Tone of Voice, gesprochen von der Brand Voice vermittelt nicht nur Inhalte, sondern auch Werte, Persönlichkeit und die Identität einer Marke. Für Nutzende von Screenreadern ist die Art und Weise, wie Informationen präsentiert werden, entscheidend für das Verständnis und die emotionale Bindung an die Marke. Eine konsistente und wohlüberlegte Brand Voice kann die Markenerfahrung auch für diese Nutzerinnengruppe bereichern und die Zugänglichkeit verbessern.

Anpassung der Tone of Voice für Screenreader

 

Eine effektive Tone of Voice in Screenreadern berücksichtigt die speziellen Bedürfnisse und Herausforderungen von Nutzern mit Sehbehinderungen. Dies umfasst:

Klarheit und Verständlichkeit: Komplexe Satzstrukturen und Fachjargon können für Screenreader-Nutzer herausfordernd sein. Eine klare, einfache Sprache fördert das Verständnis.

Emotionale Ansprache: Die emotionale Komponente der Tone of Voice sollte auch in der sprachlichen Ausgabe durch Screenreader erhalten bleiben. Dies erfordert eine sorgfältige Auswahl von Worten und Phrasen, die auch auditiv die Markenpersönlichkeit transportieren.

Struktur und Navigation: Die strukturelle Gestaltung der Inhalte beeinflusst, wie gut Screenreader diese erfassen und wiedergeben können. Eine logische, vorhersehbare Struktur unterstützt die Nutzerführung und stärkt das Markenerlebnis.

Herausforderungen und Chancen

Die Anpassung der Tone of Voice an die Anforderungen von Screenreadern stellt Marken vor neue Herausforderungen. Textinhalte müssen nicht nur visuell, sondern auch auditiv durch die Brand Voice überzeugen und dadurch die Markenidentität widerspiegeln. Gleichzeitig bietet dies die Chance, die Reichweite der Marke zu erweitern und eine inklusivere Nutzererfahrung zu schaffen.

Technische Umsetzungsmöglichkeiten

Um als Webseitenbetreiber den Nutzern eine einfache Möglichkeit oder Anleitung zum Vorlesen der Webtexte anzubieten, können verschiedene Ansätze und Technologien genutzt werden. Hier ist eine Liste mit Ideen und Implementierungsvorschlägen, um Text-zu-Sprache-Funktionen auf einer Webseite zu integrieren:

1. Browser-Eigene Text-zu-Sprache Funktionen
Anleitung zur Nutzung von Browser-eigenen Funktionen: Erstellen Sie eine einfache, leicht verständliche Anleitung für Ihre Nutzer, wie sie die eingebauten Text-zu-Sprache-Funktionen der gängigen Browser (wie Chrome, Firefox, Safari) nutzen können.

2. Integration von Text-zu-Sprache API
Verwendung einer Text-zu-Sprache API: Integrieren Sie eine externe API wie Google Text-to-Speech, Amazon Polly oder Microsoft Azure Cognitive Services, um Text auf Ihrer Webseite vorlesen zu lassen. Bieten Sie einen Button an, mit dem Nutzer die Vorlesefunktion für den gewünschten Text starten können.

3. Einbindung eines Vorlese-Widgets
Einsatz von Vorlese-Widgets: Nutzen Sie Widgets von Drittanbietern, die sich leicht in Ihre Webseite einbinden lassen und eine Vorlesefunktion bieten. Sprechen Sie mit uns über unsere Lösung, den Audity Brand-Voice-Reader.

4. JavaScript-Bibliotheken für Text-zu-Sprache
Nutzung von JavaScript-Bibliotheken: Es gibt verschiedene JavaScript-Bibliotheken wie SpeechSynthesis API (Teil der Web Speech API), die direkt im Browser laufen und Text-zu-Sprache-Funktionen ermöglichen. Implementieren Sie eine benutzerfreundliche Schnittstelle, über die Nutzer Texte zum Vorlesen auswählen können.

5. Anpassbare Zugänglichkeitsleisten
Implementierung einer Zugänglichkeitsleiste: Einige Webseiten bieten eine Zugänglichkeitsleiste (accessibility toolbar), die verschiedene Funktionen für Nutzer mit Einschränkungen bereitstellt, einschließlich Text-zu-Sprache. Solche Leisten können auch Kontrastanpassungen und Schriftgrößenänderungen ermöglichen.

6. Anleitungen für Screenreader-Nutzer
Bereitstellung spezifischer Anleitungen für Screenreader-Nutzer: Verfassen Sie detaillierte Anleitungen für die Nutzer der beliebtesten Screenreader (wie JAWS, NVDA, VoiceOver), um Ihre Webseite optimal zu nutzen. Dazu gehören auch Tipps zur Navigation und zum Zugriff auf Inhalte.

7. Nutzerfeedback und Anpassungen
Einrichtung eines Feedback-Systems: Ermutigen Sie Nutzer, Feedback zur Zugänglichkeit und zur Vorlesefunktion Ihrer Webseite zu geben. Nutzen Sie dieses Feedback, um die Funktionalität kontinuierlich zu verbessern und anzupassen.

8. Zugänglichkeitsstandards beachten
Einhalten von WCAG-Richtlinien: Stellen Sie sicher, dass Ihre Webseite die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) erfüllt. Diese Richtlinien helfen, Webinhalte für alle Nutzer, einschließlich derjenigen mit Behinderungen, zugänglicher zu machen.

Indem Sie eine oder mehrere dieser Möglichkeiten auf Ihrer Webseite implementieren, können Sie sicherstellen, dass Ihre Inhalte für eine breitere Nutzerbasis zugänglich sind und somit die Benutzerfreundlichkeit und Zugänglichkeit Ihrer Webseite verbessern.

Fazit

Die Berücksichtigung der Brand Voice in Screenreadern im Rahmen des BFSG ist ein wichtiger Schritt hin zu einer inklusiveren digitalen Welt. Unternehmen sind aufgefordert, ihre digitalen Inhalte nicht nur technisch anzupassen, sondern auch inhaltlich so zu gestalten, dass die Markenidentität und -werte auch für Nutzer von Screenreadern erlebbar werden. Dies erfordert eine ganzheitliche Betrachtung von Barrierefreiheit, die über die reine Erfüllung gesetzlicher Vorgaben hinausgeht und die Marke als verantwortungsbewussten und inklusiven Akteur positioniert.

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Rainer Hirt
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